Klanggewaltiger Auftritt

Der Bergen Enkheimer, Donnertstag, 23. Juli 2009, Seite 6

Klanggewaltiger Auftritt

Unnachahmlicher Sound: Brass Band Hesse feiert großen Erfolg im Volkshaus

Bergen-Enkeim (ko). – Am vergangenen Samstag fand im Volkshaus Enkheim das zweite Konzert der im vergangenen Jahr gegründeten Brass Band Hessen (BBH) mit dem Titel „Evolution“ statt. Unter Leitung von Hans-Reiner Schmidt ging es klanggewaltig los mit dem Stück „Arsenal“ von Jan van der Roost. Schöne, exakte Klänge und äußerst präzise Einsätze zeichnen diese Brass Band aus, obwohl sich die Musiker nur drei Tage intensiv auf das Konzert vorbereitet hatten.

Werner Lohr, vielen bekannt als Moderator bei hr4, erläuterte nach dem Eröffnungsstück, was klassische Brass Bands von deutschen Blasorchestern unterscheidet. „Hier wird wirklich nur Blech gespielt“, bemerkte Lohr schmunzelnd, „und das ergibt den unnachahmlichen Klang“. Ab dem Jahr 1830 wären Brass Bands in den englischen Kohlebergwerksgebieten entstanden, führte Werner Lohr in die Geschichte der Brass Bands ein, das Zusammenspiel mit Kollegen sei für viele Arbeiter der frühen Industrialisierung eine willkommene Abwechslung gewesen. Die Heilsarmee habe eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Brass Bands gespielt und viele Brass-Komponisten seien aus ihren Reihen gekommen.

Mit einem Werk in drei Sätzen „Rhapsody in Brass“ von Dean Goffin, ging es weiter im Programm. Zarte Töne und sphärische Klänge wechselten sich hier mit schnellen, dramatischen Läufen ab. Das darauf folgende Stück für Solo Cornet von Major Joy Webb war durch den Solisten Jürgen Ellensohn, Solotrompeter des hr-Sinfonieorchesters, eine Offenbarung. Eine frühere Äußerung von Ellensohn wurde hier wahr: „Musik ist eine Gefühlssache. Ich habe das Glück in einem der wenigen Berufe tätig zu sein, in dem ich sofort ein Feedback bekomme“. Das Stück „Evolution“ des im vergangenen Jahr verstorbenen Komponisten Manfred Schneider, Programmtitel des Konzertes, ging unter die Haut. Nicht nur die Musiker waren am Ende durchgeschwitzt, da die Klänge vor allem in den vorderen Zuschauerreihen durchaus auch körperlich erfahrbar waren. Nach der Pause spielte die BBH „Mercury“ von Jan van der Roost und das sehr beeindruckende „The Dark Side of the Moon“ von Paul Lovatt-Cooper, das bereits im vergangenen Jahr gespielt wurde. Die Besatzungsmitglieder von „Apollo 13“ übermittelten angesichts dieses Naturphänomens: „Houston, wir haben ein Problem!“, die BBH meisterte die Situation dagegen völlig problemlos und lieferte ein äußert atemberaubendes musikalisches Erlebnis.

Anschließend formulierte der BBH-Projektkoordinator Simon Dillmann das Ziel, bis zum nächsten Jahr unbedingt mehr junge Musiker zu werben, bevor Richard Wagners erhabene „Prozession zum Antwerpener Münster“ aus der Oper „Lohengrin“ ertönte. „Gaelforce“ von Peter Graham war ein mehr als würdiges Abschlussstück, einen vergleichbaren Schlagzeugeinsatz hat man lange nicht erlebt und die Spielfreude der Musiker schwappte ins Publikum über. Gerne hätte man auch auf die Zugabe „Second Waltz“ verzichtet, um diesen Eindruck nicht zu verwässern. In jedem Fall aber sollten sich Musikliebhaber und Fans des speziellen Brass-Sounds den Namen Brass Band Hessen merken, denn hier ist eine außerordentlich hochkarätige Musikergruppe auf den Plan getreten.