Brillante Brass Band, wenig Publikum

von Patricia Kutsch, Waldeckische Landeszeitung / Frankenberger Zeitung vom 27. Mai 2014

Brillante Brass Band, wenig Publikum

Blechbläser zeigen facettenreiche englische Blasmusik · Axel Schlosser spielt „Piece for Jazz-Trumpet and Brass Band“

Dynamik, ungewöhnliche Takte und rasante Wechsel zwischen leichten Tönen und majestätischen Klängen haben das Konzert der Brass Band Hessen in Frankenberg geprägt. Stargast des Konzerts war der Solo-Trompeter Axel Schlosser.

Frankenberg Laut, luftig und irgendwie anders – so erklang der Auftakt des Konzerts der Brass Band Hessen in der Frankenberger Kulturhalle. Mit „Enter the Galaxies“ von Paul Lovett- Cooper begrüßten die Bläser und das Percussionensemble ihr Publikum. Gleich mit dieser ersten Interpretation bekam es einen Eindruck davon, was Brass ist: Mal extrem laut, mal sehr leise, aber vor allen Dingen harmonisch, facettenreich und dynamisch.
Die Musiker gaben zum ersten Mal ein Gastspiel in Nordhessen. Sie zeigten am Sonntagvormittag die musikalische Bandbreite der englischen Blasmusik vor nur rund 50 Zuhörern. Verdient hätte die Band aus dem südhessischen Raum mehr Publikum für ihr fingerfertiges und abwechslungsreiches Konzert.
Konzertante Stücke und Choräle – in ungewöhnlichen Bearbeitungen – zählen vor allen Dingen zum Repertoire von klassischen Brass Bands, so auch die englische Hymne „I vow to thee, my country“. Tief und feierlich eröffneten Euphonien, Posaunen und Tuba das patriotische Stück.
Die Wandelbarkeit und die abrupten, aber exzellent ausgespielten Taktwechsel englischer Blasmusik stellte die Band bei „Echoes of the East“ lebendig dar: Fernöstliche Klänge erzählen von wilden Hochzeitstänzen auf dem Balkan, springen zu einer romantischen Hochzeitsnacht und einem rasanten Marsch, der vor allem dem Konzertmeister Sebastian Krystek Fingerfertigkeit an der Trompete abverlangte.
Das Konzert bereichert hat der Solo-Trompeter der hr-Bigband, Axel Schlosser, unter anderem mit seinem virtuosen Spiel der Jazz-Trompete und des Flügelhorns. Zum dritten Mal überhaupt führte er gemeinsam mit der Band „Piace for Jazz Trumpet and Brass Band“ auf. Komponiert wurde es von Ralf Hesse eigens für diese hessischen Musiker. Warum das Konzertprogramm „Chamäleon“ heißt, wurde bei dieser Aufführung wiederum deutlich: Der mächtige, harmonische Klangkörper der Bläser und das Schlagwerk leiteten das Solo von Schlosser ein, der mit seinem Können herausstach, nur um sich bei den gemeinsamen Passagen wieder perfekt in das Zusammenspiel der Band einzufügen. Viel Raum nimmt bei dieser Komposition das Percussionensemble ein, das dem Stück eine rhythmische Würze verleiht.
Dass Brass nicht nur schwer, laut und von rasanten Taktwechseln geprägt ist, zeigten Band und Solist unter anderem mit „How do you keep the music playing“ von Michel Legrand. Sensibel und leise erschallten dabei die Klänge des Flügelhorns in der Kulturhalle, nur damit das Publikum beim nächsten Stück wieder aus der Stille herausgerissen und mit satten Orchesterklängen mitgenommen werden kann.