Facettenreich und brillant: Brass Band Hessen spielt in der Wasserburg
von Matthias Brockmann – Wetterauer Zeitung vom 30.07.2014
Bad Vilbel – Als akustischer Ohrenschmaus entpuppte sich das Matineekonzert in der Wasserburg. Kurz gesagt, es gab nur ein Highlight, nämlich das gesamte Konzert. Hans-Reiner Schmidt leitete souverän die Brass Band Hessen zu facettenreichen und brillanten Höhen, gab seinen Platz nur zwischen den Stücken an Simon Dillmann ab, der sein Tenorhorn mit dem Mikrofon tauschte, um gelassen-heiter und gekonnt rhetorisch den Besuchern Informationen über die einzelnen Stücke zu geben. “ Wir haben das Programm einfach Tour 14 genannt“, sagte er lächelnd und verwies auf Vorbilder, die ihre Touren Udo 70, Udo 71,… nannten. Aber „Tour 14“ ist auch der passende Name für das Programm, das mit dem Aufbruch in den Weltraum begann und über musikalische Besuche in den einzelnen Regionen der Erde schließlich mit der Zugabe bei J.S. Bach endete. Eine wahrlich spannende Reise der 30 Musiker.
Sehr dynamisch hob das Orchester mit der Filmmusik „Enter the galaxies“ (Paul Lovatt-Cooper) bei diesem Auftritt ab, wurde getragen-gedämpft bei dem „Finale aus der 2. Symphony“ (Gustav Mahler, arr. Philip Harper), um bei „Gallito“ (Sergio Lope, arr. Hans-Reiner Schmidt), einer marschigen Hymne auf einen Matador mit dem Kosenamen „Hähnchen“, kurz in Spanien Station zu machen. Weiter ging es nach Schottland. Der deutsche Michael Korb hatte sich dem Dudelsack verschrieben. Sein „Highland Cathedral“ erinnerte an Ravels Bolero. Einen Wechsel zwischen träumerisch und dynamisch, mit getragenem Beginn und temporeichem Weiterspiel, gab es bei „Evolution“ noch vor der Pause. Mit „Sevilla“ (aus Spansih Impressions von Rodney Newton) wurde der zweite Teil eröffnet.
Danach etwas ganz Besonderes: Die Reise des Kaffees von dem meckerndem Ziegenbock in Äthiopien, der vom Genuss der Kaffeefrüchte high wurde, über Damaskus, Venedig, Wien, Budapest bis nach Buenos Aires verlief diese musikalische Reise des in Bad Vilbel lebenden Komponisten Markus Höller in seinem Stück „l’histoire du café“. Zuerst leise, dann mit Anklängen an orientalische Musik, an Walzer, Polka, Csárdás, Samba und Tango. Ein ungewöhnliches Stück mit vielen musikalischen Anspielungen, das das Publikum begeisterte und den Dirigenten veranlasste, den anwesenden Komponisten auf die Bühne zu bitten. Ihn, den heimischen Komponisten, feierte das Publikum mit stehenden Ovationen, aber auch die Band und ihre in dem Stück wahrlich gute Solololeistungen vollführenden Sebastian Krystek (Konzertmeister, Cornet), Jochen Werz (Euphonium), Sven Kock (Tuba) und Magdalena Stockmann (Flügelhorn) bekamen ihren Anteil Beifall.
Mit der Ballade „Skyfall“, dem viersätzigen Stück „Echoes of the East“ (Rodney Newton), einer sehr emotionalen musikalischen Beschreibung des Balkans und der Zugabe „Toccata in d minor“ (Johann Sebastian Bach) endete das herrliche Konzert.