Brass Band überzeugte beim Debüt

Brass Band überzeugte beim Debüt

Nassauische Neue Presse – Montag 04.08.2010

Von Anken Bohnhorst-Vollmer

Limburg. Eine gelungene Premiere boten die Bläser der neu formierten Brass Band Hessen (BBH) unter der Leitung von Hans-Reiner Schmidt in der Domäne Blumenrod. In traditioneller Besetzung englischer Brass Bands und mit hierfür typischen Instrumenten präsentierten sich die Musiker.

Es war, als hätte sich die Domäne Blumenrod für zwei Stunden in die Royal Albert Hall von London verwandelt. Denn so majestätisch im ur-englischen Bläserstil eröffnete die Brass Band Hessen ihr Konzert mit dem Marsch «Arsenal» des (allerdings belgischen) Komponisten Jan van der Roost. Schließlich will das Ensemble nicht den bekannten Big-Band-Sound amerikanischer Prägung präsentieren, sondern klassische Blechblasmusik, wie sie in England seit Mitte des 19. Jahrhunderts Tradition habe und wie sie in Deutschland kaum zu hören sei, betonte Moderator Werner Lohr. Und um die Wirkung dieses Klangerlebnisses zu steigern, spielten die Musiker in englischer Brass-Band-Besetzung und auf für diese Ensembles typischen Instrumenten. Das sind Kornetts, Es-Alt-Hörner und Bariton-Hörner neben Flügelhorn, Posaune, Tuba und großem Schlagwerk.

Wie voll und farbig dieser Klang sein kann, führten die rund 30 Musiker bei der «Olympic Fanfare and Theme» vor. Das für die Olympischen Spiele von Los Angeles im Jahr 1984 komponierte Stück des Amerikaners John Williams (der unter anderem auch die Titelmusik von «Star Wars» und «Harry Potter» schrieb) spielte die BBH gewaltig und überlegen. Noch eindruckvoller allerdings brausten die Bläser bei Paul Lovatt Coopers «The Dark Side of the Moon». Bereits nach wenigen Takten fühlten sich die Zuhörer wie die in höchste Not geratenen Besatzungsmitglieder der Weltraummission «Apollo 13»: Dramatisch klangen die musikalischen Hilferufe in Richtung Erde, melodramatisch gar, als die Raumfähre fast hörbar zu veglühen drohte. Dann aber schwoll der BBH-Klangkörper zu sensationeller Lautstärke an, blies quasi seinen gesammelten Mut in den Weltraum und siegte – jedenfalls über die Akustik der Domäne Blumenrod.

Ebenso lebhaft musizierte die Brass Band Hessen «La Boda de Luis Alonso», eine Komposition des Spaniers Jeromino Gimenez aus dem Jahr 1897. Wieder schafften es die Bläser um Hans-Reiner Schmidt, die Zuhörer mit in die Geschichte des Stücks einzubeziehen: Hier wird ein alter Mann begleitet, der um seine junge Liebe wirbt und dessen Weg zur Hochzeit nicht anders als turbulent sein kann. Mit tempramentvollen spanischen Musikelementen wie Kastagnetten oder Triangel begleiteten Ensemble und Publikum den feurigen Bräutigam zum Altar.

Kirchenmusikalisch sanft und harmonisch geprägt und wie eigens für die Domäne Blumenrod komponiert bot das Ensemble den «Canterbury Chorale» von Jan van der Roost dar sowie «Mellanspeel ur Kantate Sangen» des Schweden Wilhelm Stenhammar, das Dirigent Hans-Reiner Schmidt für die BBH weich und weit arrangiert hat. Auf den musikalischen Höhepunkt des Abends aber spielte sich Kornett-Solist Jürgen Ellensohn mit einer Komposition der Heilsarmee-Aktivistin Joy Webb. «Share my Yoke», teile mein Joch, intonierte der Solist so präzise und sicher, dass die Last schon fast erträglich klang und jedenfalls so, dass man auf diesem souveränen Niveau auch in Zukunft gern mehr von der Brass Band Hessen hören möchte.