Blechklänge im Volkshaus

Bergen – Enkheimer – Dienstag, 05. August 2008

Blechklänge im Volkshaus

Gründungskonzert der Brass Band Hessen am Sonntag in Enkheim

Bergen-Enkeim (ko) – Metallische Klänge drangen am vergangenen Sonntagnachmittag aus dem Volkshaus Enkheim, als die Brass Band Hessen (BBH) mit ihrem Bandleader Hans-Reiner Schmidt, seines Zeichens Posaunist des hr-Sinfonieorchesters, unter dem Motto „Take Off!“ Stücke von Jan van der Roost, Philip Sparke, Joy Webb und anderen präsentierte.

Das von der „Initiative Neue Blasmusik in Hessen“ und der „Jeunesses Musicales Hessen“ getragene Ensemble gastierte aus Einladung der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim und versammelte zu seinem Gründungskonzert nicht nur eingefleischte Brass-Fans um sich, sondern auch Musikliebhaber, die auf Neues neugierig waren. Am Tag zuvor hatten die 30 Hobby- und Berufmusiker in der Domäne Blumenrod in Limburg Konzertpremiere gehabt. Der Moderator Werner Lohr, der wortgewandt durch das zweistündige musikalische Programm führte, betonte, dass in Hessen hiermit erstmals der Original-Klang der echten britischen Brass Bands zu hören sei. Die BBH spiele im Gegensatz zu anderen Blechbläser-Ensembles auf Original-Brass-Instrumenten wir Kornetten oder Bariton-Hörnern. Künftig sollen Konzerte in ganz Hessen gespielt werden. Das hohe Niveau der Band überzeugte alle Zuhörer, dass dieses Vorhaben sicher gelingen wird.

Das Kornett-Solo Jürgen Ellensohns mit „Share my Yoke“ von Joy Webb, 1987 war im Anschluss so hervorragend gespielt, dass kein Zuhörer auch nur mit den Wimpern zuckte, so lange die glasklaren Klänge anhielten. Mit „The Dark Side of the Moon“ von Paul Lovatt-Cooper, einem bekannten Filmmusikkomponisten, wurde das Publikum dann ins Weltall befördert: ein spannungsgeladenes Musikstück, das die Kälte auf der dunklen Seite des Mondes ebenso spürbar werden ließ wie kurz darauf den überwältigenden Anblick der sonnigen Seite. Feierlicher wurden die Töne dann abschließend im „Canterbury Choral“. Die Tradition der Brass Bands entwickelte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts in den englischen Kohlebergwerken. Für viele Arbeiter der frühen Industrialisierung stellte das Zusammenspiel mit Kollegen eine Abwechslung dar. Außerdem war man der Auffassung, dass die bei dieser Art von Musik besonders intensive Beanspruchung der Atemorgane beruflich bedingten Lungenschädigungen vorbeuge. Noch heute gibt es in Großbritannien eine Anzahl werkseigener Brass Bands mit einer über 150-jährigen Tradition. In Ländern wie der Schweiz, den USA oder Australien hätten Brass Bands Tradition, so Lohr, nur in Deutschland habe sich der Trend bisher nicht verbreitet. Das soll sich durch die BBH ab sofort ändern.