Wenn Messing in der Burg ertönt

von Hannes G. Mathias – Frankfurter Neue Presse / Bad Vilbeler Neue Presse – 01. August 2012

Die 37 Musiker der „Brass Band Hessen“ begeistern die Zuhörer in Bad Vilbel mit sattem Sound.

Bad Vilbel. Als „Brass-Band“ auf Messinginstrumente wie Cornet, Baritones, Euphonium oder Flügelhorn spezialisiert, kommen Holzblasinstrumente wie Flöten, Klarinetten oder Fagotte nicht vor. Und es gab noch weitere Besonderheiten.

Das große Orchester mit 33 Männern und vier Frauen unter der Leitung des 64-jährigen Posaunisten und Euphonium-Solisten Hans-Rainer Schmidt vom Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks füllte die Bühne der Burg an einem sonnigen Vormittag mit vollem Klang. Leider waren die Zuschauerränge nicht zur Gänze besetzt.

Werke von Wagner

Zum zweiten Mal war die Gruppe in der Stadt der Quellen. Diesmal mit einem Programm, das die Vielfalt einer Brass-Band belegen sollte. Die großenteils von Schmidt für sich und seine Mitstreiter adaptierten Musikstücke stammten im Original von Richard Wagner, waren slawische Orchestermusik, Melodien des Franzosen Saint Saens und des Norwegers Stefan Nilson oder stammten aus Filmen von Charlie Chaplin.

Nach dem Spiel der Tannhäuser-Overtüre von Richard Wagner durch das diszipliniert und dennoch einfühlsam interpretierende Ensemble mit seinen Messing-Instrumenten (englisch „brass“) mochte man sich fragen, weshalb Wagner das Stück nicht gleich für Brass-Bands geschrieben hat. Simon Dillmann, Mitgründer, Organisator und Moderator der Band, sagte: „Hätte Wagner die Brassband schon gekannt, hätte er das Stück selbstverständlich für Brass gesetzt.“

So überzeugten die Bläser mit differenziertem Klang bei den Sätzen mit Slawischen Weisen, die Solist Sebastian Krystek auf seinem Cornet hinreißend spielte, bei den Variationen zu Saint-Saens oder zu dem berühmten „Gabriellas Song“ von Stefan Nilson.

Eine hessische aus Amateuren und Berufsmusikern zusammengesetzte junge Gruppierung braucht offenbar keinen Vergleich mit sinfonischen Sätzen zu scheuen. Doch bot die Band in dem zweistündigen Programm auch ureigenes. Bei der Wiederholung des schon im vorigen Jahr gebotenen „Year of the Dragon“ steigerte sich vor allem die Posaunengruppe zu einer höchst virtuosen Darbietung des an Synkopen und rasend schnellen Läufen reichen Stücks.

Als ob Elefanten tröten

Dann war eine zwanzigminütige „labiale Erholung“ (Dillmann) nötig, bis sich die Spieler an die lieblichen Weisen eines Streicher-Adagios von Samuel Barber machten und in „80 Tagen um die Welt“ in einem Arrangement von Hans-Rainer Schmidt Dschungelgeräusche, das Trompeten von Elefanten und Sinatra-Lieder wie New York, New York vereinten. Bei Chaplins Filmmelodien gar schienen sich die Wipfel der Bäume im Park hinter der Burg-Bühne von einer leichten Brise beflügelt im Walzertakt zu wiegen.

Nach einem Trommelsolo der vier Percussionisten in der Zugabe erntete die Brass-Band stehende Ovationen – und versprach im kommenden Jahr wiederzukommen. Dann ist ihnen eine ausverkaufte Bad Vilbeler Wasserburg zu wünschen.