Mitreißende Blechbläser

von Anneke Jung – Nassauische Neue Presse vom 17.09.2013

Die Brass Band Hessen überzeugt zum Auftakt der Meisterkonzerte in der Stadthalle

Nicht mit feiner Kammermusik oder Sinfonieorchestergepränge, sondern mit furiosen Blechbläserklängen wurde die neue Saison der Limburger Meisterkonzerte eröffnet. Die vor fünf Jahren gegründete Brass Band Hessen unter Leitung von Hans-Reiner Schmidt hatte dazu ein abwechslungsreiches Programm mitgebracht.

Limburg.

Die Brass Band Hessen entspricht in der Besetzung ganz der britischen Tradition solcher Ensembles, das heißt die ganze Bandbreite der Hörner angefangen bei den hohen Cornets über Flügelhorn, Baritonhörner, Euphonien und Tuben, dazu Posaunen sowie ein umfangreiches Schlagwerk sind vertreten. Damit lassen sich durchaus Klänge erzeugen, dass die Wände wackeln, aber gerade die Verwendung der Hörner nimmt dem Gesamteindruck viel Schärfe und macht den typisch runden oft sogar weichen Blechbläserklang aus.

Der Leiter und Gründer der Truppe, die sich aus Profis und engagierten Laien zusammensetzt, Hans-Reiner Schmidt, ist seit vielen Jahren Posaunist beim hr-Sinfonieorchester, aber auch im Jazz-Bereich unterwegs und ein gefragter Arrangeur und Komponist für moderne Bläserformationen.

Das Programm unter dem Titel „Supersonic“ bestand fast ausschließlich aus Arrangements ursprünglich anders besetzter Werke, nicht wenige davon von Hans-Reiner Schmidt selbst. Sehr gelungen war von ihm zum Beispiel das Finale aus Gustav Mahlers dritter Sinfonie, bei dem der geradezu samtig-weiche Sound der tiefen Instrumente zu Beginn gefühlvoll im Vordergrund stand. Ein großartiges Tongemälde stellte auch seine Bearbeitung von Klaus Badelts Filmusik zu „Fluch der Karibrik“ dar. In dem komplexen Stück zeigte sich das beeindruckende Niveau des Ensembles.

Interessanterweise stammten einige britische Arrangeure aus den Kreisen der dortigen Heilsarmee. Allerdings klang ihre Musik keineswegs so bieder oder fromm, wie man das vermuten könnte. „Enter the Galaxies“ von Paul Lovatt-Cooper ist eine Art sinfonische Dichtung über einen Weltraumflug und bildete den temperamentvollen und rasanten Einstieg in das Konzert. „The Kingdom Triumphant“ von Eric Ball hat zwar religiöse Hintergründe und verarbeitet Choralmelodien aber auf ausgesprochen moderne und anspruchsvolle Weise.

Ein absolutes Highlight war auch die Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs berühmter „Toccata d-Moll“. Nach den gigantisch aufgetürmten Klanggebilden in der Einleitung entwickelte sich das ganze zu einer fetzigen Jazznummer, die nicht nur für die Blechbläser sondern auch für die vier Percussionisten einen echten Parforceritt darstellte.

Das Publikum war von diesem etwas anderen Meisterkonzert, das von Simon Dillmann locker moderiert wurde, restlos begeistert, wie man am stürmischen Beifall unschwer erkennen konnte. Mit der Zugabe schossen die Musiker dann ein fulminantes Klangfeuerwerk ab. In der aufwändigen und pfiffigen Bearbeitung des bekannten John-Miles-Titels „Music was my first Love“ boten sie noch mal alles auf, was technisch und musikalisch möglich war. Dazu gehörte auch eine aberwitzige Percussionseinlage mit einem großartigen Schlagzeugsolo von Lukas Dillmann, gefolgt von allen möglichen musikalischen Abwegen, angefangen bei „Smoke on the water“ bis zum „Radetzky-Marsch“, um am Ende dann wieder in den geradezu apotheotischen Schluss des Miles-Stückes zu münden.

Das war ein Konzertabend, der auf hohem Niveau gute Laune machte.