von Anneke Jung – Nassauische Neue Presse vom 04.09.2018
Im Wortsinn mit Pauken und Trompeten begann am Sonntagabend die neue Reihe der Limburger Meisterkonzerte. Verantwortlich dafür war die Brass Band Hessen unter der Leitung von Hans-Reiner Schmidt. Sie feiert in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag und war schon zum wiederholten Mal in der Stadthalle zu Gast.
Für etliche Mitglieder der Brass Band Hessen war das eine Art Heimspiel, stammen sie doch aus Limburg und der Region und haben schon ihre ersten Bühnenerfahrungen als Schüler in der Josef-Kohlmaier-Halle gemacht. Dazu gehörte, wie er selbst erzählte, auch Peter Schreiber, der Vorsitzende der Kulturvereinigung und Leiter der Kreismusikschule. Er begrüßte die Anwesenden, bedankte sich bei allen Unterstützern der Konzertreihe und wies darauf hin, wie wichtig ein qualitativ hochwertiges kulturelles Angebot für die Attraktivität einer Stadt ist.
Dass es bei einem Orchester, das ausschließlich mit Blechblasinstrumenten aller Größen und Sorten und einem aufwendigen Perkussionsapparat besetzt ist, naturgemäß laut wird, steht außer Frage. Dass ein solches Ensemble aber auch wunderbar sanfte, leise Töne produzieren kann, das lernten die Zuhörer an diesem Abend sehr schnell. Die Brass Band Hessen wurde vor zehn Jahren von Hans-Reiner Schmidt, Posaunist beim HR-Sinfonieorchester und musikalischer „Hans Dampf“ in vielen Stilrichtungen, gegründet. Sie besteht aus professionellen Musikern und ambitionierten Laien, die Blechbläsermusik mit höchstem Anspruch zelebrieren. So gab es beim Konzert in Limburg einen bunten Mix aus Originalkompositionen und klangvollen Adaptionen anderer Werke, zumeist von Bandleader Schmidt für seinen Damen und Herren eingerichtet.
Britische Tradition
Nicht verwunderlich ist, dass die meisten Originalwerke von englischen Komponisten stammten, haben doch in Großbritannien große Blechbläserensembles eine lange Tradition. Mit „Walking with Heroes“ von Paul Lovatt-Cooper gaben die Musiker eine kraftvoll-festliche Visitenkarte ab, bei der sich alle Instrumentengruppen präsentierten. Von ihm hörte man später noch „Fire in the blood“, bei dem der Name Programm zu sein schien: feuriger Beginn mit Trompetentrillern und vorwärts peitschendem Schlagwerk, nervöses Gewusel über gefühlvoller Melodik, aber auch je ein fein geblasenes Flügelhorn- und Euphoniumsolo. Samtig weichen Klang und schöne Linienführung bewiesen die Orchestermitglieder bei dem von Schmidt arrangierten „Mellanspel“ aus der Kantate „Sangen“ von Wilhelm Stenhammar und dem gefühlvollen „I vow to thee, my country“ von Gustav Holst in einer Transposition von Geoff Knorr.
Bei dem Titel „Flight“ von Mario Bürki ging es lautmalerisch zu. Selbst ohne die Erläuterungen von Simon Dillmann, der locker plaudernd durchs Programm führte, hätte man die Erlebnisse eines Fliegers von der Anfahrt zum Hangar über die zunächst missglückten Startversuche, das Aufsteigen der Maschine, den Gleitflug bis zur Landung nachvollziehen können. Besonders authentisch wirkte die Darstellung eines Gewitters mit pfeifendem Wind, Regengeprassel, zischenden Blitzen und polterndem Donner. Begeisterten Beifall gab es auch für das letzte Werk des Abends, „Scirocco“ von Peter Graham. In drei Sätzen wurde mit einer italienischen Tarantella, einer spanischen Romanze und einem griechischen Sirtaki südeuropäisches Flair gezaubert. Die Romanze, die einen besonderen Klangeffekt dadurch erhielt, das die Solistin am Flügelhorn in den Klangtrichter der vor ihr aufgestellten Tuba blies, kam vielen bekannt vor, ist sie doch die Vorlage zu Ricky Kings Gitarrenstück „Le rêve“.
Damit war das Konzert allerdings nicht zu Ende, denn der begeisterte Beifall wurde mit drei Zugaben belohnt. Als Erstes hörte man eine virtuose Bearbeitung der berühmten d-moll-Toccata von Bach mit einem furiosen Marimba-Solo. Bei der zweiten Zugabe kamen die vier Tubisten zu einem herzigen Quartett an den Bühnenrand. Zum Schluss gab es noch einen rasanten Czardas als Rausschmeißer.