von Ulrich Boller – Frankfurter Neue Presse vom 19.03.2014
Satten, farbenreichen Orchesterklang präsentierte die Brass Band Hessen bei ihrem Konzert im Altkönigstift. Mehr jedoch nahmen die leisen, sensibel ausgeleuchteten Abschnitte für sich ein.
Dass es bei solch geballter Blechbesetzung vorwiegend laut und schmetternd zugehe, dieses Vorurteil kam einem angesichts reichen klanglichen Differenzierungsvermögens und stilistischer Vielfalt nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Das sensibel gebotene Brahms-Lied als Zugabe bewies das ebenso wie der patriotische Choral „I vow to thee, my country“, den der britische Komponist Gustav Holst absichtsvoll dem Jupiter-Satz seiner Planeten-Suite einfügte. Weich und nobel strömte hier die Musik, von Glanz und Größe des Empire kündend.
Außerordentlich lebendig und intensiv ging es dagegen im Stück zuvor zu. Herbie Hancocks „Chamäleon“, Titelstück und Motto des Konzerts, schillerte in vielgestaltigen Klangfarben und vitalen Jazz-Rhythmen. Dabei arbeiteten die Musiker schön die Übergänge zwischen den einzelnen Farbwerten heraus und bescherten damit zusätzliches ästhetisches Vergnügen. Die Kunst der Verwandlung zeigte sich auf der Ebene eines Stücks ebenso wie auf der Ebene der Werkfolge insgesamt. Da gerade von Kunst die Rede ist, Simon Dillmanns exzellente Moderation verdient nicht nur Erwähnung, sondern sogar besonderes Lob. Das Mitglied der Brass Band führte unprätentiös, rhetorisch gefällig und ohne jede Geschwätzigkeit, gleichwohl sachlich fundiert und mit gut dosiertem Humor durch den Abend. Auch das bereitete unterhaltsames Vergnügen.
Hohe Klangkultur
Mittig platziert im ersten Teil gab es eine Uraufführung. Ralf Hesses „Piece for Jazz“ für Solotrompete und Brass Band tönte genauso, als sei es maßgeschneidert nicht nur für das Ensemble, sondern gleichermaßen dem Solisten Axel Schlosser. Er zeigte sein Können außerdem in der Ballade „How do you keep the Music playing?“ von Michel Legrand.
Mit dem Pilgerchor aus der Tannhäuser-Ouvertüre und dem Schlussteil des Finalsatzes aus Gustav Mahlers dritter Sinfonie bewies das Orchester hohe Klangkultur und dynamische Spannweite. Beide Stücke hatte Dirigent Schmidt sensibel für seine Musiker arrangiert. Sie zeigten sich in der Tonsprache Bachs ebenso gewandt wie in den witzigen Variationen über Mozarts große g-Moll-Sinfonie, in die zur allgemeinen Erheiterung James Bond musikalisch hereinlugte. Viel Beifall im vollbesetzten Konzertsaal.