Evolution über die Jahre

von Niklas Mag – Frankfurter Neue Presse vom 28.07.2014

Musik, wie man sie nicht jeden Tag hört, schallt am Sonntagmorgen durch die Bad Vilbeler Wasserburg. Mit dem satten Klang der Blechblas- und Schlaginstrumente kann die Brass-Band Hessen die Zuschauer begeistern. Mit im Repertoire: ein Alleinstellungsmerkmal.

 

„In der Burg herrscht wirklich eine einzigartige Atmosphäre“, erklärt Pressesprecher und Musiker Simon Dillmann. 2011 war die Brass-Band Hessen zum ersten Mal bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen zu Gast – und ist seitdem zum „Wiederholungstäter“ geworden. „Wir kommen immer gerne hierher. Mittlerweile ist das ja fast so etwas wie unser Heimstadion“, sagt Dillmann.
Generell ist der Auftritt in der Wasserburg ein echtes Heimspiel. „Die Band besteht natürlich größtenteils auch aus Hessen“, erklärt Dillmann. Für die Zuhörer ist der Auftritt auch vom Können her reizvoll, denn in der Gruppe spielen Laien und Profimusiker Seite an Seite.
Die Brass-Band hat bei ihrer aktuellen Tour etwas ganz Besonderes dabei, und zwar zwei Stücke von deutschen Komponisten, die eher selten zu hören sind: „Die Brass-Band gibt es seit 2008. Unser Leiter, Hans-Reiner Schmidt, wollte damals schon ein Stück, dass nur wir spielen“, erklärt Dillmann dem Publikum.

Komponist wohlbekannt

„Dabei stieß er auf ,Evolution‘. Ein Werk von Manfred Schneider. Leider verstarb dieser 2009, so dass das Stück lange herum lag“, bedauert Simon Dillmann. Doch fast fünf Jahre später hat es die Band wieder im Repertoire – zur Freude der Zuhörer, die begeistert auf das Arrangement reagieren.
Das andere Stück ist von einem Komponisten, der Bad Vilbelern wohlbekannt sein dürfte: Markus Höller war schon mehrfach als musikalischer Leiter an Produktionen der Burgfestspiele beteiligt, auch in diesem Jahr musiziert er bei „King Kong“. Sein Stück „L’histoire du café“, dass den Zuhörer auf eine spannende Reise durch vier Kontinente schickt, wurde, genau wie „Evolution“, von Hans-Reiner Schmidt für die Brassband neu aufbereitet und arrangiert.
Bei bestem Wetter sind in der Burg nur wenige Plätze unbesetzt. Die Brass-Band beginnt mit dem kraftvollen „Enter the Galaxies“ von Paul Lovatt-Cooper und fährt fort mit dem Finale aus Gustav Mahlers zweiter Sinfonie.

Komödiantisches Talent

Mal laut, mal leise und musikalisch einwandfrei tragen die Musiker die Stücke vor, immer leidenschaftlich dirigiert von Hans-Reiner Schmidt. Die Musik klingt bunt, facettenreich und löst nicht selten Gänsehaut aus.
Noch aufgewertet wird das Programm durch verschiedene Soli und die lockeren, komödiantischen Anmoderationen von Simon Dillmann, der zu jedem Stück eine Anekdote zu erzählen hat und diese humorvoll herüberbringt. Das Publikum ist begeistert, nach jedem Stück sind Jubelrufe, Fußgetrampel und natürlich ohrenbetäubender Applaus zu hören. Da ist es fast schon selbstverständlich, dass die Musiker nicht ohne Zugabe entlassen werden