Am 25. September 2016 fand im voll besetzten Sendesaal des Hessischen Rundfunks ein musikalischer Kehraus der besonderen Art statt. Nach über 30 Jahren im hr nahm Hans-Reiner Schmidt in dieser Spielzeit seinen Hut als Posaunist im hr-Sinfonieorchester. Doch für den musikalischen Tausendsassa bedeutet das noch lange keinen Abschied von der Musik. Das machte der engagierte und vielbeschäftigte Posaunist, Euphonium-Virtuose, Arrangeur und Dirigent nicht zuletzt in diesem Kammerkonzert deutlich, in dem ihm zahlreiche Orchesterkollegen wie auch weitere langjährige musikalische Weggefährten klanglich mächtig zur Seite standen.
Im Laufe des Konzertprogramms zeigte Schmidt all seine musikalischen Leidenschaften. Im ersten Teil glänzte er sowohl als Solist am Euphonium u.a. bei der „Rhapsody“ von James Curnow in einer von ihm eingerichteten Version mit Streichquartett und Klavier (Amici Ensemble Frankfurt) als auch als Dirigent der Posaunenmafia Frankfurt mit einem Medley aus der „West Side Story“ sowie mit seinen Orchesterkollegen von hr-brass mit „Chaplin in Brass“. Weiter hatte Schmidt gemeinsam mit Markus Höller „Adios Nonino“ von Astor Piazzolla für Euphonium und Ensemble (u.a. Hába Quartett, Vassily Dück am Bandoneon) arrangiert und leidenschaftlich über die Bühne gebracht.
Auf die Rolle des Zuhörers beschränkte sich Schmidt beim Vortrag des eigens angereisten Melton Tuba Quartetts, das in gewohnter Weise das fachkundige Publikum u.a. mit Rossinis Allegro aus „Wilhelm Tell“ begeisternd unterhielt. Tiefblech vom Feinsten!
Überraschungsgast war der Kabarettist Lars Reichow, in vergangenen Tagen zusammen mit hr-brass mit „Musikalischen Eulenspiegeleien“ unterwegs, mit einer äußerst humorvollen Laudatio auf Hans-Reiner Schmidt und die Natur und die Kunst des Blechblasens als solches.
In der zweiten Hälfte des Konzertes breitete sich die Blechlawine mit dem Auftritt der von Schmidt geleiteten Brass Band Hessen weiter ihre Bahn. Nach Schmidts Hymne auf seine Wirkungsstätte Frankfurt „Skyline Ouverture“ zeigte die Brass Band Hessen mit dem Originalwerk „Turris Fortissima“ die komplette Farbpalette des Ensemble mit treibenden, orchestralen Rhythmen, wohlklingenden Melodien und hoher Virtuosität der kompletten Band bis ins tiefste Tuba-Register. Jazzig wurde es beim Gastsolisten der Band, Axel Schlosser, dem Solo-Trompeter der hr-Bigband, der samtig weich „How Do You Keep the Music Playing“ interpretierte. Nach „Spooktacular“ endete das XXL-Kammerkonzert mit der größten Anzahl Mitwirkender auf der Bühne. Bei der von Schmidt für Brass Band eingerichteten Tannhäuser-Ouvertüre stimmten 20 Posaunisten aus deutschen Spitzenorchestern in den Chor der Brass Band mit ein. Ein klanggewaltiger Abschluss eines begeisternden Konzertes!
Auch nach seinem Ausscheiden wird es für Hans-Reiner Schmidt also noch lange keinen Abschied von der Musik geben. Er plant nicht nur, auf die „andere Seite“ zu wechseln und ein „kritischer“ Besucher der Konzerte seiner ehemaligen Kollegen zu werden; er wird darüber hinaus weiterhin seine Brass-Bands leiten, Workshops für junge und jung gebliebene Musiker/innen anbieten und vielleicht auch mal wieder beim Kammerkonzert-Projekt „Euphonium & Friends“ mitwirken.